Ergebnisauszug aus der Testphase
Ergebnisauszug
An dieser Stelle haben wir die wichtigsten Erkenntnisse der Testphase, der Abschlussevaluation und unseren gemeinsamen Diskussionen zusammengefasst. Zunächst beleuchten wir einige Funktionen des Toolkits, ehe wir einen Überblick über die Erfahrung der Community mit dem Toolkit geben. Abschließend teilen wir mit euch unsere persönliche Einschätzung des Toolkits und der Testphase.
Was bietet das Toolkit?
Im Folgenden werden wir zunächst auf die verschiedenen Funktionen des Toolkits eingehen und richten dabei unser Augenmerk auf drei Besonderheiten.
Was wird automatisch getestet?
Folgende Einstellungen auf Kursebene werden mit dem Toolkit geprüft:
Bilder
- Ist ein Alternativtext vorhanden?
- Wird der Dateiname als Alt-Text genutzt?
Links
- Linkziel ersichtlich?
- Warnung beim Öffnen von Links in einem neuen Browserfenster
Text
- Länge
- Leere Überschriften
- Auszeichnung als Absatz, Überschrift, Listenelement o. Ä.
- Viel Text in VERSALIEN oder
durchgestrichen?
Tabellen
- Korrekter Tabellenkopf
- Keine verbundenen Zellen
Was wird nicht getestet?
- Überschriftenhierarchie im Kontext des gesamten Kurses
- Plugins außerhalb des Moodle-Cores
- Inhalte: Beiträge im Forum, Glossar, Wiki, Datenbank
- hochgeladene Dokumente (nur die Einbindung wird geprüft)
Massenkorrektur
Die Massenkorrektur (Bulk-Fix) ermöglicht die Fehlerbehebung einer spezifischen Fehlerart, beispielsweise Link-Texte, auf einer Übersichtsseite, ohne dass im Kurs jedes Textfeld einzeln geöffnet werden muss. Diese Funktion spart sehr viel Zeit bei der Fehlerbehebung.
Teilweise werden in der Maske bereits Vorschläge zur Fehlerbehebung angezeigt. So wird bei Linktexten immer ein Textvorschlag gemacht. Dieser ist jedoch nicht immer für jeden Kontext geeignet und bedarf deshalb einer manuellen Überprüfung.
Das Toolkit bietet darüber hinaus die Möglichkeit, einzelne Fehler auszublenden, sofern diese bewusst ignoriert werden sollen.
Dateikonvertierung
Eine besondere Funktion der Enterprise-Version des Toolkits ist die Dateikonvertierung. Diese Funktion ermöglicht den Teilnehmer*innen im Kurs die Konvertierung der hochgeladenen Dateien in andere Formate (PDF, Word, Audio, Braille, E-Book etc.). Ziel dieser Funktion ist es, Studierenden mit Einschränkungen die Nutzung der hochgeladenen Dokumente im Kurs zu erleichtern.
Dies ist die einzige Funktion des Toolkits, bei der Daten aus der Moodle-Instanz auf einen anderen Server (zwecks Umwandlung) fließen. Diese werden, laut Brickfield, nach einem Monat wieder gelöscht.
Im Zuge der Testung haben wir uns gefragt, ob diese Umwandlung ein Problem in Hinsicht auf das Urheberrecht haben könnte. Wir haben uns an die Rechtsberatungsstelle in NRW gewandt und dort für euch nachgefragt. Eine eindeutige Antwort haben wir nicht erhalten, denn es ist Auslegungssache, ob die Konvertierung als "Bearbeitung für den privaten Gebrauch" oder "Vervielfältigung" eingestuft wird. Eine Bearbeitung für den privaten Gebrauch würde keine Verletzung des Urheberrechts darstellen, eine Vervielfältigung jedoch schon. Um diese Problematik zu umgehen, ist es jedoch grundsätzlich in den Admin-Einstellungen möglich, die Dateikonvertierung für die gesamte Moodle-Instanz auszustellen.
Leitfäden
Neben dem automatischen Test und Berichten zu den Fehlertypen sowie Statistiken bringt das Toolkit auch Leitfäden (Guidelines) mit, die Tipps zur Vermeidung von Barrieren bzw. zur Fehlerkorrektur für die verschiedenen Elemente (Bilder, Links, Layout, Medien) geben. Kurz und knapp werden hier die relevantesten Punkte aufgelistet.
Die Leitfäden sind hilfreich, wenn man sich schon etwas mit digitaler Barrierefreiheit auskennt, allerdings fehlt es hier noch an konkreten Anleitungen zur Umsetzung in Moodle.
Support
Ein weiteres Merkmal, das nach der Testphase hervorzuheben ist, ist der umfangreiche Support durch Brickfield, welcher standardmäßig in der Enterprise-Version inkludiert ist. Angefangen bei zwei Meetings im Zuge der Installation, bei denen der Support von Brickfield die notwendigen Admin-Einstellungen mit den Admins der Hochschule durchspricht, über die Möglichkeit, jederzeit bei Fragen, auch kurzfristig, ein Online-Meeting buchen zu können. Die Nutzung des kostenpflichtigen Plugins umfasst folgende Support- und Unterstützungsmöglichkeiten:
- Installationshilfe
- Beratung zur schrittweisen Einführung des Toolkits an der Hochschule/Unterstützung bei Kampagnen und Schulungen
- wöchentliche Schulungen zum Toolkit für alle Lehrenden der Hochschule
- Möglichkeit zur Teilnahme an der Brickfield Academy (Moodle-Selbstlernkurse zur Weiterbildung) für alle Lehrenden der Hochschule
- monatliche Schulungen zur digitalen Barrierefreiheit für alle Lehrenden der Hochschule
- unkomplizierte Kontaktaufnahme und Online-Meetings bei Fragen
Meinung der Community
Da die Testphase natürlich eng mit dem Thema digitale Barrierefreiheit verknüpft war, ergab die Abschlussbefragung, dass das Wissen über Barrierefreiheit im Laufe der Testphase bei den meisten Befragten zugenommen hat (56 % relative Häufigkeit) oder gleichgeblieben ist (20 %). Dies hing unter anderem damit zusammen, dass durch das Toolkit ein Bewusstsein für bestimmte Fehler entstanden sei.
Die verschiedenen Funktionen des Toolkits wurden unterschiedlich aufgenommen. Insbesondere die Fehlererkennung und die Massenkorrektur fielen positiv auf. Auch die Berichte und Leitfäden wurden als nützlich empfunden. Im Gegensatz dazu wurden die Online-Angebote, welche durch Brickfield angeboten werden, kaum genutzt.
Das sagen die Tester*innen
"Unterstützender Farbcode für richtige und falsche Abschnitte. Verbesserungsvorschläge werden mit angezeigt."
"Es gibt einen schnellen Überblick über die Fehler und eine gute Möglichkeit, diese zu beheben. Ganz besonders gut finde ich die Hinweise und Tipps. Man kann dadurch gleich noch sein Wissen erweitern, statt nur die Fehler zu korrigieren."
"Insbesondere die Massenkorrektur und die Anleitungen sind für mich sehr hilfreich gewesen."
"Die Usability bzw. Bedienbarkeit ist noch zu wenig anwenderfreundlich; teilweise kompliziert und gar irreführend. Derzeit ist das Toolkit zudem immer wieder fehlerhaft. Es weckt Erwartungen, die leider noch nicht erfüllt werden. Das Tool verleitet dazu, sich auf die Überprüfung zu verlassen, dabei ist die Fehlererkennung leider gar nicht zuverlässig."
"Die Zielgruppe ist nicht ganz klar. Die Infos in den Leitfäden sind eigentlich für die Dozierenden relevant; es werden aber teilweise HTML-Kenntnisse o. Ä. vorausgesetzt. Die Berichte sind aktuell eher "Ist-Zustände", könnten aber aus meiner Sicht gewinnbringender sein, wenn sie einen "Vorher-Nachher-Vergleich" darstellen würden."
"Ich denke, dass das Toolkit Lehrenden das Gefühl von Sicherheit gibt, die aber nicht umsetzbar ist."
Unsere Einschätzung
Viele Funktionen sind positiv hervorzuheben. Die Massenkorrektur erspart viel Zeit in der Fehlerbehebung. Auch das umfangreiche Supportangebot von Brickfield haben wir sehr positiv wahrgenommen, da wir sowohl bei technischen, als auch bei inhaltlichen Fragen immer einen Ansprechpartner an der Seite hatten. Wir schätzen das Toolkit als eine sehr gute Unterstützung ein, um die digitale Barrierefreiheit an der eigenen Hochschule voranzubringen. Es kann für Fehler sensibilisieren und ermöglicht eine zeitsparende Fehlerbehebung, für diejenigen, die sich schon etwas mit digitaler Barrierefreiheit auskennen.
Die automatisierte Fehlererkennung hat naturgemäß jedoch Grenzen, derer sich die Nutzenden bewusst sein müssen. Ein automatisches Tool kann nicht alle Fälle abdecken, die bei einer manuellen Prüfung auffallen würden.
Da das Toolkit zum Beispiel die Einbindung von Materialien, nicht jedoch ihre Barrierefreiheit testet, besteht ein nicht-barrierefreies PDF die Prüfung, sofern es barrierefrei in den Kurs eingebunden wurde. Kursersteller*innen könnten durch die bestandene Prüfung des Kurses somit den Eindruck erhalten, dass ihr Kurs vollkommen barrierefrei ist.
Um die Barrierefreiheit in Moodle sicherzustellen, reicht die alleinige Anschaffung des Toolkits demnach nicht aus. Um ein Bewusstsein für den Umgang mit dem Toolkit und für seine Grenzen zu schaffen, bedarf es unserer Meinung neben dem Moodle-Plugin an den Hochschulen Schulungen und Sensibilisierungskampagnen. Nur so können Fehler bereits im Prozess der Inhaltserstellung vermieden und der Wissensstand der Mitarbeitenden der Hochschulen in Bezug auf die digitale Barrierefreiheit nachhaltig angehoben werden.