Ergebnisauszug

An dieser Stelle haben wir die wichtigsten Erkenntnisse der Testphase, der Abschlussevaluation und unseren gemeinsamen Diskussionen zusammengefasst. Zunächst beleuchten wir einige Funktionen des Plugins, ehe wir einen Überblick über die Erfahrung der Community mit dem Plugin geben. 

Was bietet das Plugin Level Up Quest? 

Im Folgenden werden wir zunächst auf die verschiedenen Funktionen des Plugins eingehen und richten dabei unser Augenmerk auf drei Besonderheiten.

Level Up Quest ist ein Moodle‑Plugin, das gamifizierte Lernpfade ermöglicht, indem es Aufgaben in Form von Quests, Challenges und Achievements bereitstellt. Es führt Lernende mit erzählerischen Geschichten und klaren Zielen durch Inhalte, motiviert mit Belohnungen und fördert Engagement jenseits von Punkten und Levels.

Quest‑Modus: Eine Quest erzählt eine kurze Geschichte aus Sicht eines Charakters, der Lernende mit Zielen („Objectives“) versorgt und bei Abschluss optional belohnt. Lehrende können unterschiedliche Charaktere in einem Kurs auftreten lassen und die Storyline selbst gestalten. Die Quests können miteinander oder den anderen Modi verbunden werden. So können Teilnehmende beispielsweise nach Abschluss einer Quest automatisch für die nächste Quest rekrutiert werden. 

Challenge‑Modus: Challenges haben meist eine zeitliche Begrenzung, liefern jedoch keinen narrativen Rahmen, motivieren zur regelmäßigen Teilnahme und können Belohnungen auslösen. Über Challenges ist es möglich gewisse Aufgaben im Kurs regelmäßig zu belohnen, wie beispielsweise wöchentliche Foreneinträge. 

Achievement‑Modus: Achievements sind einzelne Ziele, die als Meilenstein gelten (z. B. ein Quiz bestehen oder eine bestimmte Anzahl Videos schauen); beim Erreichen werden sie freigeschaltet und sichtbar im Kurs in Form von Abzeichen gesammelt. Sie können schon vor Abschluss sichtbar sein, sodass Lernende wissen, welche Aufgaben sie erfüllen müssen, um ein Achievement freizuschalten, oder auch unsichtbar angelegt werden. So können diese einen unerwarteten Motivationsschub geben oder zum Erkunden des Kurses anregen, um weitere Abzeichen freizuschalten.

Meinung der Community

Im Rahmen der Testphase wurde das Moodle-Plugin Level Up Quest hinsichtlich seiner Funktionalität, Nutzerfreundlichkeit und didaktischen Wirkung erprobt. Die nachfolgenden Punkte fassen die zentralen Erkenntnisse der Teilnehmenden zusammen:

Positive technische Stabilität, aber auch eingeschränkte Flexibilität im Erstellungsprozess von Quests

Hervorzuheben ist die zuverlässige Zwischenspeicherung während der Erstellung: Quest-Ersteller*innen können eine Quest beginnen, zwischenzeitlich andere Kursbereiche bearbeiten und anschließend an derselben Stelle weiterarbeiten. Dies ermöglicht es, die Quests und den Kurs nach und nach aufzubauen. Ein Risiko besteht, dass Einstellungen, wie beispielsweise Belohnungen vergessen werden und im Nachgang alle Quests auf Vollständigkeit geprüft werden müssen, da es keine automatisierte Hinweise gibt, ob alle Quests vollständig angelegt wurden.

Ein häufig geäußerter Kritikpunkt war die starre Reihenfolge bei der Erstellung von Quests. Insbesondere die Tatsache, dass der Text, in welchem die Geschichte entfaltet wird und die Instruktionen für die Lernenden stehen, erst am Ende des Prozesses eingefügt werden kann, wurde als unlogisch empfunden. Aus Nutzendensicht wäre es sinnvoller, diesen Schritt bereits nach der Auswahl des Avatars oder der Objekte vornehmen zu können. Zudem wurde gewünscht, innerhalb der Quest-Erstellung zwischen den einzelnen Bearbeitungsschritten flexibel springen zu können, um z. B. die Story unabhängig von den bereits gewählten Objekten zu gestalten. 
Die Darstellung englischer Schaltflächen in einem ansonsten deutschsprachigen Kurskontext wirkt inkonsistent und kann die Orientierung erschweren. Ein deutsches Sprachpaket scheint derzeit noch nicht vorzuliegen. Eine Verbesserung der Usability bezüglich dieser Punkte wäre wünschenswert, wenn man sich jedoch an die Abfolge des Erstellungsprozesses gewöhnt hat, ist die Quest-Erstellung nicht besonders kompliziert. 

Mediendidaktische Hinweise zur Umsetzung

Die Testphase hat gezeigt, dass das Tool nur sinnvoll zum Einsatz kommen kann, wenn die Kurserstellenden Personen, aber auch die Kursteilnehmenden mediendidaktisch in den Umgang mit dem Plugin eingeführt werden. Gerade bei punktbasiertem Levelaufstieg oder einer fortschrittsbasierten Geschichte ist es wichtig, Transparenz über die Fortschrittsmechaniken zu gewährleisten, um die Motivation der Lernenden aufrecht zu erhalten. Der Fortschritt und auch die Schritte, die für diesen zu unternehmen sind, sollte immer erwartbar sein. Handlungsanweisungen müssen demnach so verfasst werden, dass sie klar und deutlich machen, was erwartet wird, um das Ziel zu erreichen und woraus die anschließende Belohnung bestehen wird. 

Eine sinnvolle Einbindung der Quests in den Kursraum ist notwendig und sollte für die Teilnehmenden nachvollziehbar sein. Die Gamification sollte den Kursaufbau unterstützen und nicht nur ihrer selbst willen genutzt werden. Sonst riskiert man, dass die gestellten Aufgaben eher zum sequentiellen „Abarbeiten“ einladen, statt eine echte Motivation durch inhaltliche Verknüpfung mit dem Kurs zu erzeugen. In der Abschlussevaluation wurde angeregt, die erzählerischen Elemente – etwa Charaktere oder Story-Hintergründe – stark im Kursverlauf zu verankern, um eine durchgehende narrative Kohärenz zu schaffen und die Motivation zu steigern. Dies bedeutet auch, dass nicht zu viele Quests gleichzeitig ablaufen sollten, da Lernende sonst schnell die Übersicht verlieren könnten. Lehrende sollten sich vor der Einbindung des Plugins ein Nutzungskonzept überlegen, um dem vorzubeugen und den roten Faden im Kurs nicht zu verlieren. 

Ein zentrales Problem bei der Usability auf Seite der Lernenden, stellt die eingeschränkte Sichtbarkeit der Quests dar, da diese lediglich im Blockbereich erscheinen und somit leicht übersehen werden können. Wird der Kurs zunächst ohne aktive Questbearbeitung genutzt, beispielsweise durch eine eingeklappte Blockleiste, werden viele bereits abgeschlossene Aktivitäten im Nachhinein nicht als erfüllt anerkannt. Dies betrifft insbesondere Aktivitäten mit automatisierter Bewertung (z. B. Tests oder Forenbeiträge). Dies kann bei den Teilnehmenden zu Frustration führen, da Aufgaben teilweise doppelt erfüllt werden müssen, um in der Quest weiterzukommen. Dies ist mitunter doppelt frustrierend, wenn eine Wiederholung der Aktivität technisch nicht vorgesehen ist. Verhindert wird dies nur durch eine Einführung der Teilnehmenden in das Plugin. 

Blockansicht des Plugins mit einer Übersicht über die Quests und die Achievements.

Screenshot: Blockansicht des Plugins

Da es sich bei dem Plugin um eine automatisiertes Tool handelt, ist darauf hinzuweisen, dass auch dieses seine Grenzen hat. Bei Objectives (Questzielen), die das Ansehen von Videos als Kriterium setzen, erfolgt die Erfolgskontrolle ausschließlich über das Erreichen des Videoendes. Dies ermöglicht es, Videos lediglich bis zum Ende zu spulen, ohne sie tatsächlich anzusehen. 

Fazit

Das Plugin bietet viele Elemente, die sehr positiv hervorzuheben sind. Die Mitteilungen die zentral auf dem Bildschirm erscheinen, wenn man sich in einer Quest befindet, erwecken den Eindruck, dass der Kurs nicht alleine durchlaufen wird. Dieser immersive Charakter spricht für das Plugin. Zudem bietet es sehr viele feingliedrige Möglichkeiten zur Gamifizierung von Moodle-Kursen. 

Jedoch ist es denkbar, dass ein vergleichsweise hoher Supportaufwand nötig wäre, insbesondere von mediendidaktischer Seite, um alle Möglichkeiten des Plugins voll ausschöpfen zu können. Viele der genutzten Gamification-Elemente können auch mit Moodle-Boardmitteln umgesetzt werden - wenn gleich auch nicht so optisch ansprechend. Um Lehrenden einen Einstieg in das Themenfeld der Gamification in Moodle zu geben und den Supportaufwand an der Hochschule gering zu halten, empfehlen wir nach diesem Plugin-Test zunächst Anleitungen und Hilfsmittel zur Gamification mit Moodle-Boardmitteln bereitzustellen. Erst wenn ein mediendidaktisches Grundverständnis für die Gamifizierung von Kursen vorliegt, würde die Einführung des Plugins Level Up Quest Sinn machen, da dieses noch umfangreichere und feingliedrigere Möglichkeiten der Gamifizierung bietet.

 

Zuletzt geändert: Donnerstag, 31. Juli 2025, 11:25